Kirchen in Bingen

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote zu Ihnen passen. Über das Kontaktformular sind wir offen für Ihre Anregungen.

AngeboteÜbersicht
Menümobile menu

#MonatsImpuls März 2024

„VERLANGT NACH FRIEDEN FÜR JERUSALEM! ZUFRIEDEN SEIEN ALLE, DIE DICH LIEBEN!"

(c)S.PrustSvenja Prust in Jerusalem an ihrem liebsten Aussichtspunkt – mit dem Blick auf die Westbank, das Tote Meer und die Berge von Jordanien

„VERLANGT NACH FRIEDEN FÜR JERUSALEM! ZUFRIEDEN SEIEN ALLE, DIE DICH LIEBEN!"

Liebe Geschwister,

manchmal, da „stecken“ unsere Gedanken fest. Wenn wir mit einem Problem nicht weiterkommen. Oder auch, wenn uns etwas bedrückt und Sorgen macht und in unserem Kopf immer wieder diese Frage kreist: „Was könnte ich nur tun?“

So ging es mir seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober. Seit diesem Tag habe ich mich gefühlt, als hinge eine Wolke über mir und drückte mir auf die Seele. Und ich möchte und kann mir noch immer nicht vorstellen, wie es für die Menschen ist, die jetzt vor Ort unter dem Krieg leiden. Egal auf welcher Seite. Seitdem suche ich, wie so viele andere, die Antwort auf die Frage: Warum das alles? Und wie soll das einmal, eines Tages, aufhören?

Was in so einer Situation helfen kann? Manchmal eine radikale Veränderung. Etwas, dass uns zwingt, mal eine Perspektive zuzulassen als unsere eigene.

Vor zwei Wochen habe ich darum einen wichtigen Schritt gemacht und bin wieder nach Israel gereist und in mein geliebtes Jerusalem gefahren. In der Altstadt bei Bäcker Jack, einem palästinensischen Christen, schmeckte der Kuchen genau so gut wie immer. Und er hat mich, wie früher, auf einen Kaffee eingeladen. Und Jacks Freund, Tzachi, war auch da. Tzachi ist jüdisch, Israeli und, unter anderem, Tour Guide. Wir haben darüber gesprochen, wie es jetzt in der Zeit vor Ostern und Ramadan, die beide ziemlich genau zusammenfallen, werden würde.

Und Tzachi hatte eine sehr ungewöhnliche Idee: Wie wäre es, wenn die Muslime von Jerusalem die Eltern der entführten Israelis auf den Tempelberg zur Al Aqsa-Moschee einladen würden? Und wenn sie dort, zum Freitagsgebet, gemeinsam um Frieden beten würden – das würde der Hamas den Wind aus den Segeln nehmen! Die Hamas tut doch immer so, als wenn sie dort die Macht hat.

Wenn die Muslime von Jerusalem die Eltern der Geiseln einladen würden, dann wäre das eine eindeutige Botschaft an die Hamas: „Ihr sprecht nicht in unserem Namen!“ Das wäre was! Was für eine völlig verrückte Idee. Aber mich lässt sie seitdem nicht mehr los.

Verlangt nach Frieden für Jerusalem! Zufrieden seien alle, die dich lieben!
Friede sei in deinen Mauern, Zufriedenheit in deinen Bauten.
Meinen Geschwistern und Nächsten zuliebe
will ich sagen: Friede sei in dir! (Ps 122)


Mit diesen starken Worten aus Ps 122 und Tzachis mutiger Idee im Kopf bin ich wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Eine fertige Antwort auf meine Fragen habe ich auf meiner Reise nicht gefunden. Vielleicht ist das auch gar nicht möglich. Aber ich habe Menschen getroffen, die sich, auch in dieser Zeit und unter solchen Umständen weigern, ihre Mitmenschen als Feindinnen und Feinde zu sehen. Und die nicht nur an Versöhnung glauben, sondern ein Bild vor Augen haben, wo und wie man damit anfangen könnte. Das klingt utopisch und fast zu schön, ja! Aber so etwas kann eben passieren, wenn wir uns aus unseren festgefahrenen Gedanken heraus auf einen neuen Weg begeben.

Und euch, meinen Geschwistern und Nächsten will ich sagen: Friede sei mit euch! Und gute Gedanken in eurem Herzen. Und verrückte Ideen in eurem Kopf!

Svenja Prust, Pfarrerin der Christuskirchengemeinde in Bingen

Diese Seite:Download PDFDrucken

to top